26
Renata ging auf die Hintertür des Jagdhauses zu, doch auf der Schwelle hielt sie inne. Sie hatte Nikolai im Laubzelt gelassen, weil sie beschlossen hatte, dass ihr Bedürfnis nach einer Toilette, einer heißen Dusche und Klamotten zum Wechseln, die ihr auch passten, größer war als ihr Widerwille, jemals wieder einen Fuß in Sergej Jakuts Haus zu setzen.
Nun zögerte sie. Die Sonne des frühen Nachmittags schien ihr warm auf den Rücken und ermutigte sie, weiterzugehen, aber im Inneren des Jagdhauses war es düster und kalt. Schatten spielten über die umgestürzten Möbel und erstreckten sich über die rohen Dielenbretter.
Sie kam vorsichtig herein und ging auf die Stelle zu, wo Lex gestorben war.
Seine Leiche war fort und auch sein Blut. Da war nichts mehr außer einer ganz leichten Aschespur übrig - genau wie Nikolai versprochen hatte. Die Fensterläden des Schlafzimmerfensters standen sperrangelweit auf, aber die Sonne war inzwischen schon weitergewandert. Eine frische Brise trug den Duft von Fichtenharz und frischer Waldluft in die feuchte Stille des Hauses. Renata atmete sie tief ein und ließ den Duft des neuen Tages ihre Erinnerungen von all dem Tod, dem Blut und der Gewalt reinigen, die das Jagdhaus letzte Nacht heimgesucht hatten.
Heute, in diesem neuen Licht, schien ihr so vieles anders.
Sie selbst fühlte sich anders, und sie wusste auch, warum.
Sie war verliebt.
Zum ersten Mal nach einer sehr langen Zeit, vielleicht in ihrem ganzen Leben, hatte sie ein Gefühl von echter Hoffnung. In ihrem Herzen ruhte plötzlich die Gewissheit, dass ihre Zukunft mehr für sie bereithielt als nur das nackte Überleben, dass sie das Glück vielleicht einmal in Jahren würde bemessen können statt nur in seltenen, flüchtigen Augenblicken. Wenn sie bei Nikolai war, ob sie in seinen Armen lag oder neben ihm stand, konnte sie glauben, dass so viele Dinge möglich waren.
Renata ging in die große Halle hinüber. Sie machte sich Mut, indem sie sich sagte, dass sie diesen Ort zum letzten Mal in ihrem Leben betreten musste.
Das war ihr Abschied.
Wenn sie und Nikolai diesen Ort verließen, um ihre Suche nach Mira wieder aufzunehmen, würden dieses Jagdhaus, der schreckliche Schuppen mit seinen Käfigen, Sergej Jakut, Lex und alles andere, das ihr die letzten zwei Jahre ihres Lebens zur Hölle gemacht hatte, nur noch Vergangenheit sein. Sie würde all das hierlassen, all die Hässlichkeit und den Schmerz für immer aus ihrer Zukunft verbannen.
Dieser Teil ihres Lebens war vorbei.
Versöhnt mit sich und der Umgebung, ging sie in das kleine Badezimmer hinüber, das sie mit Mira geteilt hatte, und drehte das heiße Wasser in der Dusche an. Als feuchter Dampf unter dem Duschvorhang hervorzusteigen begann, knöpfte sie die wenigen Knöpfe auf, die noch an Jacks geborgtem Oxfordhemd geblieben waren. Einen Augenblick lang stand sie nackt da und betrachtete ihre Zukunft mit ganz neuen Augen. Sie wusste nicht, was sie erwartete, sobald es Abend wurde und ein gefährlicher neuer Abschnitt ihrer Reise begann, aber sie war bereit, sich ihm zu stellen.
Mit Nikolai an ihrer Seite - mit Hoffnung in ihrem Herzen und Liebe, die so hell wie eine Flamme in ihr brannte - war sie bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen.
Wie ein Ritter, der sich zur Schlacht rüstet und die letzte Ölung sucht, trat Renata in den heißen Strahl der Dusche.
Sie schloss die Augen in einem feierlichen Gebet, als das reinigende Wasser über sie herabströmte.
Nikolai blieb im Schutz des Laubzeltes, als sich von außen Renatas Schritte näherten.
„Achtung", rief sie ihm durch die Blätter zu. „Ich komm jetzt rein, also pass auf die Sonne auf. Ich will dich nicht ankokeln."
Sie teilte das dicke Grün, schlüpfte hinein und formte eine schnelle Entschuldigung mit den Lippen, als sie bemerkte, dass er Lex' Handy am Ohr hatte. Niko hatte den Orden angerufen, kurz nachdem sie zum Jagdhaus hinübergegangen war, um sich frisch zu machen. Die Neuigkeiten aus Boston waren ein Mix aus gut und schlecht, gekrönt mit einer Extraportion Kacke.
Die guten Neuigkeiten? Eine der Nummern in Lex' Handy war tatsächlich die von Edgar Fabien. Mit dieser Information war es Gideon gelungen, sich in Fabiens Akte in der Internationalen Stammdatenbank zu hacken. Nun hatte der Orden die Adressen seiner Privatresidenz in Montreal, die seines Landhauses und auch Informationen zu all seinem übrigen Besitz, sowohl geschäftlich als auch privat.
Gideon hatte Zugang zu Fabiens Handynummern, Autokennzeichen, Computerdaten, sogar zu seinem Überwachungssystem im Dunklen Hafen von Montreal.
Und hier nun die schlechten Neuigkeiten.
Edgar Fabien war nicht zu Hause. Gideon hatte sich in ein Überwachungsvideo vom gestrigen Abend gehackt, auf dem eine Gruppe von sieben Stammesvampiren zu sehen war - einer davon vermutlich Fabien -, wie sie den Dunklen Hafen in Begleitung einer bewaffneten Eskorte von Agenten verließen. Wer Fabiens Besucher waren, war nur schwer zu erkennen gewesen, da ihre Maßanzüge allesamt identisch wirkten und ihre Gesichter von dunklen Kapuzen verdeckt gewesen waren.
Und die Extraportion Kacke: Die Gruppe hatte das Anwesen mit einem Kind im Schlepptau verlassen, das offenbar nicht freiwillig mitgekommen war. Nach Gideons Beschreibung des zierlichen blonden Mädchens handelte es sich dabei zweifelsfrei um Mira.
„Bist du noch da?", fragte Gideon am anderen Ende.
„Ja, klar."
„Lucan will, dass Fabien nach Boston zum Verhör gebracht wird. Das heißt, wir brauchen ihn lebend, alter Junge."
Niko stieß einen Fluch aus. „Zuerst müssen wir den Dreckskerl mal finden."
„Ich bin ja schon dabei. Ich habe alle seine Handys per GPS orten lassen. Habe Koordinaten bekommen zu einem Ort etwa eine Stunde nördlich von Jakuts Anwesen - eines der Grundstücke, die auf Edgar Fabien registriert sind. Da muss er sein."
„Bist du sicher?"
„Immerhin so sicher, dass wir dir schon Verstärkung losgeschickt haben. Tegan, Rio, Brock und Kade sind schon auf dem Weg nach Norden, um sich mit dir zu treffen."
„Verstärkung ist unterwegs?", fragte Niko und beäugte einen dünnen UV-Lichtstrahl, der durch die Blätter des Laubdaches fiel. Für Notfälle hielt der Orden Schutzanzüge gegen Tageslicht bereit, aber nicht einmal ein Vampir der jüngsten Generation, der von Kopf bis Fuß in Strahlenschutzkleidung steckte, würde das Sonnenlicht aushalten können, das er auf dem Fahrersitz während einer fast siebenstündigen Fahrt strecke abbekam. „Himmel, das kann doch nicht dein Ernst sein. Wer hat sich für diese Mission geopfert?"
Gideon lachte leise. „Halsstarrige Frauen, alter Junge.
Falls du es nicht bemerkt haben solltest: In letzter Zeit werden wir hier von denen praktisch überrannt."
„Ist mir auch aufgefallen." Niko sah zu Renata hinüber, die eben einige der Waffen überprüfte, die sie von Lex und den anderen eingesammelt hatten. „Wie ist also die Lage?"
„Dylan fährt die Jungs im Rover, mit Elise als Beifahrerin.
Voraussichtliche Ankunftszeit bei dir gegen neun Uhr, kurz nach Sonnenuntergang. Da Fabien eine Anzahl unbekannter Verbündeter bei sich hat, werden wir da sehr vorsichtig rein- und rauskommen müssen, ohne unnötige Opfer."
Gideon hielt inne. „Hör mal, ich weiß, dass du dir Sorgen machst um das Kind. Ihre Sicherheit ist wichtig, keine Frage, aber das ist eine Riesensache, Niko. Wenn Fabien uns zu Dragos führen kann, müssen wir sicherstellen, dass wir ihn uns heute Abend kaufen. Das ist unser Auftrag Nummer eins, O-Ton Lucan."
„Ja", sagte Nikolai. Er kannte den Auftrag. Er wusste auch, dass er Renata und auch Mira nicht im Stich lassen konnte.
„Scheiße ... okay, Gideon. Alles klar."
„Ich ruf durch, wenn Fabien sich zwischen jetzt und Sonnenuntergang bewegen sollte. In der Zwischenzeit suche ich einen geeigneten Treffpunkt, wo du und die Jungs euch heute Abend kurzschließen und euch eine Strategie ausdenken könnt, wie wir das Haus am besten infiltrieren.
In ein, zwei Stunden sollte ich was Passendes gefunden haben. Bis dann."
„Okay. Bis später."
Nikolai klappte das Handy zu und legte es neben sich.
„Konnte Gideon irgendwas über diese Telefonnummern herausfinden?", fragte Renata, die ihn aufmerksam ansah.
„Haben wir irgendwelche Spuren zu Fabiens Dunklem Hafen?"
Niko nickte. „Wir haben seine Adresse ..."
„Gott sei Dank", atmete sie auf, und ihre Erleichterung wich sofort einer wilderen Entschlossenheit, als er je an ihr gesehen hatte. „Wo ist er? Liegt der Dunkle Hafen direkt in der Innenstadt oder irgendwo am Stadtrand? Ich kann gleich einen Erkundungstrip dorthin machen und mir einen Überblick über das Terrain verschaffen. Hölle noch mal, so wie ich mich fühle - kein Echo, meine Schulter am Verheilen - sollte ich vielleicht direkt zur Vordertür reinspazieren und ihn mit meiner übersinnlichen Waffe in die Luft jagen ..."
„Renata." Niko legte seine Hand über ihre und schüttelte den Kopf. „Fabien ist nicht dort. Er ist nicht mal mehr in der Stadt."
„Wo ist er dann?"
Er hätte ihr von dem GPS-Signal erzählen können, das Gideon nachverfolgte. Er hätte ihr erzählen können, dass Fabien Mira in seiner Gewalt hatte und dass das Mädchen sich vermutlich nur eine Stunde nördlich von dem Ort befand, an dem sie gerade saßen. Aber er wusste auch, was dann passieren würde. Sobald er Renata auch nur die geringste Gewissheit darüber verschaffte, wo das Kind war, das ihr so viel bedeutete, würde sie sofort auf eigene Faust losziehen, um sie zu finden, und er würde sie nicht davon abhalten können.
Dem Orden zu dienen war Nikos Pflicht und Ehre - er hatte ihm sein Leben geschworen. Aber Renata? Diese Frau war sein Herz. Er konnte die Mission seiner Brüder nicht in Gefahr bringen, genauso wenig wie er der Frau, die er liebte, erlauben konnte, mitten in die Gefahr hineinzuspazieren, ohne dass er an ihrer Seite war und dafür sorgte, dass sie heil wieder herauskam. Vielleicht war er ein alter Macho, und außerdem war Renata eine Frau, die in so gut wie jeder Situation allein zurechtkam - sie war hervorragend ausgebildet und erfahren, definitiv mutig, aber verdammt ...
sie bedeutete ihm zu viel, um ein solches Risiko einzugehen.
Es war einfach ausgeschlossen.
„Wir warten noch auf verlässliche Informationen darüber, wohin Fabien gegangen ist", sagte er. Die Lüge schmeckte bitter auf seiner Zunge, und seine guten Absichten konnten daran nichts ändern.„In der Zwischenzeit schickt der Orden Verstärkung. Wir treffen uns heute Abend mit ihnen."
Renata hörte zu, offensichtlich glaubte sie ihm jedes Wort. „Hat der Orden irgendeine Ahnung, ob Fabien Mira mitgenommen hat, wo immer er gerade steckt?"
„Wir arbeiten daran." Nikolai fiel es schwer, ihren unverwandten grünen Augen standzuhalten. „Wenn wir Fabien finden, werden wir auch Mira finden. Ihr wird nichts passieren. Das habe ich dir versprochen, weißt du nicht mehr?"
Er hatte gedacht, dass sie einfach nur nicken oder den Blick abwenden würde. Stattdessen streckte Renata die Hand aus und legte ihre Handfläche an seine Wange. „Danke dir ... dafür, dass du mir beistehst bei dem Ganzen hier. Ich weiß nicht, ob ich dir das jemals werde vergelten können, Nikolai."
Er hob seine Hand zu ihrer und drückte einen zärtlichen Kuss in ihre Handfläche. Er wollte etwas Schlagfertiges sagen, eine seiner üblichen leeren Witzeleien, wenn die Situation plötzlich zu emotional oder zu ehrlich wurde. Er hatte da seine Methoden und beherrschte sie perfekt: mit Humor abblocken. Mit Lässigkeit entwaffnen. Und bei der ersten Andeutung seiner eigenen Verletzlichkeit ab durch die Mitte.
Aber all diese alten, verlässlichen Waffen, durch langen Gebrauch auf Rasiermesserschärfe geschliffen, verließen ihn nun.
Er strich mit dem Daumen über Renatas Handrücken und verlor sich in der grünen Zuflucht ihrer Augen.
„Ich kann so was nicht besonders gut", murmelte er. „Ich muss dir was sagen ... Scheiße, ich mach wahrscheinlich alles kaputt, aber ich will, dass du weißt, dass du mir was bedeutest. Und zwar ... verdammt viel, Renata."
Sie starrte ihn an und wurde so still und stumm, dass er nicht einmal sicher war, ob sie noch atmete.
„Du bedeutest mir was", platzte er heraus, frustriert, dass er so ungeschickt mit den Worten war, die doch so perfekt für sie sein sollten. „Ich weiß nicht, wie es passiert ist oder was es dir bedeuten wird - wenn es dir überhaupt was bedeutet -, aber ich muss es trotzdem sagen, weil es die Wahrheit ist. Es ist die Wahrheit, und so wie mit dir habe ich mich noch nie gefühlt. Mit keiner anderen."
Ihr Mund wurde weich, sie lächelte unmerklich, als er unbeholfen weiterstammelte und ihr zu sagen versuchte, wie tief seine Gefühle für sie waren. Es versuchte - und kläglich scheiterte.
„Was ich zu sagen versuche, ist..." Er schüttelte den Kopf und kam sich wie ein kompletter Trottel vor, aber Renatas weiche Berührung auf seinem Gesicht war tröstlich. Ihr klarer Blick brachte ihn wieder auf den Boden zurück. „Was ich versuche, dir zu sagen, ist, dass ich mich gerade in dich verliebe ... und zwar sehr. Ich hatte das nicht so geplant. Ich hätte nie gedacht, dass ich es wirklich jemals wollen würde, aber ... ach, Himmel, Renata ... wenn ich in deine Augen sehe, fallen mir jedes Mal nur zwei Worte ein: für immer."
Sie stieß langsam den Atem aus, und ihr kleines Lächeln verbreitete sich zu einem glücklichen Strahlen.
Niko fuhr mit seinen Händen über ihre weiche Haut, durch ihr feuchtes Haar. „Ich liebe dich, Renata. Ich weiß, ich bin kein Dichter - Scheiße, nicht mal annähernd. Ich habe all die tollen Worte nicht, die ich dir jetzt so gerne sagen würde ... aber ich will, dass du weißt, dass es wahr ist, was ich für dich empfinde. Ich liebe dich."
Sie lachte leise. „Wie kommst du darauf, dass ich Poesie oder tolle Worte brauche? Du hast genau das gesagt, was ich hören will, Nikolai." Sie fuhr ihm mit der Hand in den Nacken und zog ihn zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss zu sich. „Ich liebe dich auch", flüsterte sie an seinem Mund. „Ich hab eine Scheißangst, das zuzugeben, aber es ist wahr. Ich liebe dich, Nikolai."
Er fuhr mit seinen Lippen über ihre, hielt sie fest und wünschte sich, er müsste sie nie wieder loslassen. Aber schon bald würde es Abend werden, und es gab immer noch eine Sache, um die er sich kümmern musste. „Du musst was für mich tun."
Renata kuschelte sich an ihn. „Was immer du willst."
„Ich weiß nicht, was heute Nacht passieren wird, aber ich muss wissen, dass du da in deiner absoluten Bestform reingehst. Ich will, dass du noch mehr von meinem Blut nimmst."
Sie erhob sich aus seiner Umarmung und sah ihn mit einer scherzhaft angehobenen Augenbraue an. „Bist du sicher, dass du mir nicht einfach nur wieder an die Wäsche willst?"
Niko kicherte leise, allein schon bei diesem Gedanken schoss ihm ein Hitzestoß zwischen die Beine. „Dazu sage ich nicht Nein. Aber es ist mein Ernst ... ich will, dass du jetzt wieder von mir trinkst. Machst du das für mich?"
„Ja. Natürlich."
Er strich ihr eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn. „Und da ist noch was, Renata. Wenn wir uns heute Nacht Fabien kaufen, würde es mich umbringen, wenn irgendwas ... also, ich kann einfach nicht riskieren, von dir getrennt zu sein.
Ich muss wissen, dass du in Ordnung bist, und zwar ständig, oder meine ganze Konzentration ist futsch. Ich muss eine ständige Verbindung zu dir haben. Ich weiß, wie schlimm es für dich war, dass Jakut dein Blut benutzt hat, um dich anzuketten, und ich verspreche dir, dass es nicht das ist, was ich im Sinn habe, aber ..."
„Ja, Nikolai", sagte sie und unterbrach ihn mit einem sanften Streicheln ihrer Finger über seinen Mund. „Ja ... du kannst von mir trinken."
Er stieß vor Erleichterung einen Fluch aus. „Aber das ist für immer", erinnerte er sie mit Nachdruck. „Das muss dir dabei klar sein. Wie die Blutsverbindung, die du jetzt mit mir hast. Wenn ich von dir trinke, können wir es nie mehr rückgängig machen."
„Das ist mir klar", sagte sie ohne zu zögern. Sie rutschte näher zu ihm und küsste ihn, lang und tief. „Mir ist klar, dass die Verbindung für immer wäre . . und ich sage immer noch Ja."
Niko stöhnte, Feuer flammte in seinen Adern auf. Seine Fangzähne fuhren aus, und sein Schwanz stand prompt stramm, jeder Teil von ihm begierig, Renata ganz für sich zu beanspruchen. Er küsste sie, und sein Herz dröhnte schwer gegen seinen Brustkorb, als sie ihre Zunge an seinen Lippen vorbeischob, um mit den scharfen Spitzen seiner Fangzähne zu spielen.
„Ich will dich nackt", sagte er, unfähig den Befehlston wieder abzulegen, der in seine Stimme getreten war. Er war zum Teil Mensch, aber da war ein anderer Teil in ihm - ein wilder Teil, ungeduldiger, als ihm lieb war.
Nikolai sah mit glühenden, bernsteinfarbenen Augen zu, wie ihm Renata schnell gehorchte. Sie zog ihre Sachen aus, legte sich auf den schattigen Grasboden des Laubzeltes, spreizte die Schenkel und präsentierte sich ihm ohne einen Hauch von Befangenheit.
„Oh, ja", knurrte Niko. „Das ist viel besser."
Er war wild vor Gier nach ihr. Er riss sich seine Kleider vom Leib und warf sie zur Seite, kletterte auf ihre Hüften und setzte sich rittlings auf sie. Sein Schwanz sprang nach vorne, er zuckte, als sie ihn mit neckenden, federleichten Fingern streichelte. Er hielt ihrem glühenden Blick stand, als er sein Handgelenk an den Mund hob und in sein Fleisch biss.
„Lass mich dich wieder kosten", sagte sie und hob sich seiner Vene entgegen, als er die blutenden Bisswunden an ihren Mund legte. Purpurrote Tropfen spritzten ihr auf die Brust, so lebendig auf ihrer blassen Haut. Sie stöhnte und schloss die Augen, als sie an ihm saugte, ihn kostete.
Niko sah sie trinken, sah, wie ihr Körper begann, sich vor Begierde zu winden. Mit seiner freien Hand streichelte er sie und konnte nicht widerstehen, mit den Fingern durch die Blutstropfen auf ihrer Haut zu fahren. Der Anblick seines Blutes, das ihre Haut markierte, war das Erotischste, was er je gesehen hatte. Seine Hand wanderte tiefer, in ihre heiße, feuerflüssige Mitte, die so bereit für ihn war. Ihre Schenkel schlossen sich hart um sein Handgelenk, hielten ihn an sie gedrückt, als der erste Orgasmus sie durchzuckte.
Nikolai knurrte vor reiner Verzückung, als er seine Frau mit seinem Blut nährte und spürte, wie ihr Körper nach ihm schrie. Er ließ sie einige lange Minuten trinken, bis sie wieder unter ihm brannte.
Auch er stand in Flammen.
Sanft nahm er sein Handgelenk von ihrem Mund, leckte darüber und versiegelte die Bisswunden. Renata bäumte sich auf und wand sich, stöhnte immer noch nach ihm, als er sich über ihr in Stellung brachte. Als er in sie eindrang, schrie sie auf, ihre Fingernägel kratzen über seine Schultern und bereiteten ihm köstliche Schmerzen.
Nikolai liebte sie, so langsam er nur konnte - so langsam, wie sein fiebriger Körper es ihm erlaubte. Wieder kam sie, klammerte sich an ihn und trieb auch ihn zu einem wilden Höhepunkt. Aber jetzt war er nicht mehr zu bremsen, immer noch steif in ihr, immer noch ausgehungert nach dieser Frau ... seiner Frau.
Mit einer zitternden Hand strich Nikolai die verirrten elfenbeinschwarzen Strähnen von Renatas wunderschönem Hals. „Bist du sicher?", fragte er sie, und seine Stimme klang kaum noch wie seine eigene, rau und verzweifelt. „Renata ... ich will, dass du dir sicher bist."
„Ja." Sie bäumte sich auf, seinem Stoß entgegen, ihr entschlossener Blick war flehentlich. „Ja."
Ein wildes Fauchen entwich seiner Kehle. Nikolai bleckte seine Fangzähne und senkte sich auf sie nieder.
Der süße Geschmack von Renatas Blut, das ihm in den Mund schoss, traf ihn wie ein plötzlicher Tritt in den Bauch.
Oh, Himmel ... jetzt wusste er es. Wie oft hatte er die anderen Krieger gelöchert, wie es war, wenn man eine Gefährtin fand und nie wieder eine andere Frau ansah?
Tausendmal mindestens.
Was für ein ahnungsloser Trottel er doch gewesen war.
Jetzt wusste er es. Er gehörte Renata. Sie besaß ihn, schon bevor er sich ihr mit seinem Biss gegeben hatte. Er lag auf Knien vor dieser Frau, und er würde mit Freuden den Rest seines Lebens dort bleiben.
Niko trank wilder, versunken in der Lust ihrer Verbindung, die sie durch ihr vermischtes Blut und den erhitzten Rhythmus ihrer vereinigten Körper schufen. Seine Zähne hielten sie immer noch unter sich, als er einen letzten Schluck von ihr nahm, und wieder kam Nikolai, härter dieses Mal, ein erschütternder Orgasmus, der ihn überrollte wie ein Güterzug. Er hielt sich an ihr fest, zitterte unter der Intensität seiner Lust. Obwohl er am liebsten noch die ganze Nacht lang an ihrer Vene gesaugt hätte, zwang Nikolai sich jetzt, von ihr abzulassen, und leckte liebevoll über ihre Bisswunden, um sie zu versiegeln.
Er starrte auf sie hinunter, sein Blick hell auf ihrer Haut.
„Ich liebe dich", keuchte er. Er wollte, dass sie es hörte und glaubte. Er wollte, dass sie sich später in der Nacht daran erinnerte, wenn sie Fabiens Aufenthaltsort im Norden erreicht hätten und Nikolai ihr erklären würde, warum er es heute für nötig gehalten hatte, sie anzulügen. Er küsste ihr Kinn, ihre Wange, ihre Stirn. „Ich liebe dich, Renata."
Sie lächelte schläfrig zu ihm auf. „Hmm ... das höre ich aber gern."
„Dann werde ich dafür sorgen, dass du es oft hörst."
„Okay", murmelte sie, ihre Finger spielten in seinem schweißnassen Nackenhaar. „Das war übrigens unglaublich.
Wird es jetzt immer so gut?"
Er stöhnte. „Ich hab so ein Gefühl, dass es jedes Mal besser wird."
Sie lachte, und von der Vibration erwachte sein Schwanz wieder zum Leben. „Wenn du so weitermachst, werde ich noch mal rübergehen und duschen müssen."
Er rieb vielsagend das Becken an ihr, trieb seine Erektion tiefer. „Oh, ich kann endlos weitermachen. Keine Sorge, das wird nie ein Problem, wenn du bei mir bist."
„Pass lieber auf, ich könnte darauf zurückkommen."
Niko lachte leise, trotz seiner düsteren Stimmung. „Du willst auf mir kommen, Süße? Wegen mir jederzeit."
Wieder küsste er sie und knurrte auf vor Entzücken, als sie ihre Beine um ihn schloss, ihn auf den Rücken rollte und lustvoll einen langsamen, quälenden Ritt begann.